8. Juli

Wo bleibt unsere Fähre?

Adieu Hammerfest – willkommen Tromsø

Der Himmel weint in Hammerfest, als wir uns heute Morgen für die Wegfahrt bereitstellen. Es nieselt grau in grau. Umso auffälliger springt uns Marcel Aumer ins Auge: ganz in Rot gekleidet, von Kopf bis Fuss samt Regenschirm. Marcel ist in seinem Element. Aufkolonieren, letzte Weginformationen abgeben, Hilfestellung beim Bedienen des Navigationssystems leisten – er umsorgt uns wie immer vorbildlich.

Der Weg nach Tromsø scheint mit 435 Kilometer nicht allzu lang. Die Fahrzeit von über 7 Stunden einschliesslich zweier Fährstrecken lässt aber trotzdem einen langen Tag erwarten.

Die Schlaglöcher zwischen Hammerfest und Skaidi kennen wir mittlerweile aus den vergangenen 2 Tagen im Schlaf. Der feuerrote Scania am Strassenrand hat zweifellos bessere Tage erlebt. Als „Wegmarke“ dient er uns heute alleweil.

Vielleicht trügt der Eindruck: unsere Reiseteilnehmer scheinen etwas schweigsamer als sonst. Ist’s eine erste Müdigkeit? Oder vielleicht doch der Abschied im Wissen, in den vergangenen zwei Tagen ein grandioses Fest in Hammerfest und den Besuch am Nordkapp erlebt zu haben?

Bald fahren wir entlang eines Flusses. Parkierte Autos stehen am Strassenrand. Wie auf einem Skiträger aufgeschnallt biegen sich Angelruten in den Halterungen. Zu sehen sind die Hobby-Fischer nicht. Dafür grasen Rentiere.

Die Berghänge und Felsformationen gleichen oft einem „Gugelhopf“. In der letzten Eiszeit sind sie so richtig rundgeschliffen worden.

Es geht ständig hin und her. Die Arme der Fjorde scheinen ellenlang. Die Strasse windet sich kurvenreich entlang des Ufers, verschwindet urplötzlich in einem Tunnel, steigt ein paar hundert Höhen-Meter an um dann gleich wieder auf das Meeresniveau abzufallen.

Endlich treffen wir in Olderdalen ein. Die Fähre sollte uns zur anderen Seite des Fjords bringen. So jedenfalls stand’s im Programm. Wir stellen uns am Pier bereit, doch von der Fähre ist weit und breit nichts zu sehen. „Cancelled“ leuchtet auf der grossen Anzeigetafel. Was beim „gewöhnlichen“ Automobilisten für veritable Kraftausdrücke sorgt, zaubert dem Ferrarista ein genüssliches Lächeln auf’s Gesicht. Die zusätzliche Wegstrecke verschafft uns eine gute Stunde mehr Fahrzeit. Vorzeitiges Tanken ist angesagt. Und ein Traktor mit auffälliger Kühlerfigur überholt uns zum dritten Mal – eigentlich unerhört, nicht?
Etwas müde geniessen wir den Blick auf Wasserfälle und Schneefelder, welche sich wie Zungen von den Gipfel bis hinunter ans spiegelglatte Meer erstrecken. Ob sich die Berge für einmal über uns lustig machen?

Unsere Autos stehen heute „bombensicher“: Das Parking in Tromsø fanden wir zwar nicht auf Anhieb. Als ehemalige Bunkeranlage bietet es aber unseren Schätzen heute Abend ein festes Dach.
Im Hafen liegt die Silver Cloud. Eine grosser Bus spuckt Touristen aus Österreich aus. Tromsø ist im Sommer Ausgangspunkt für Reisen der Gäste aus aller Welt. Trotzdem ist es heute Abend vergleichsweise ruhig. Gehen wir für einmal etwas früher schlafen!