fer

5. Juli

Sintflut – mit Blitz & Donner

„Verrückte“ Ferraristi allein auf weiter Flur, kolossale Mückenplage in Finnland

Es giesst wie aus Kübeln. Ganze viereinhalb Stunden werden unsere Ferrari durch die Wäschetrommel geschüttelt. Heftige Wasserfontänen knallen unbarmherzig auf die Frontscheibe, wenn auf der Gegenfahrbahn ein massiger Lastwagen entgegenkommt. Die Sicht beträgt keine 30 Meter. Blitz und Donner übertönen unsere Motoren für einmal mit Leichtigkeit. Heute ist’s wahrlich keine Kaffefahrt – und nichts für Warmduscher. 

Die Strassen sind streckenweise voller Tücken: Schlaglöcher, grosse Wasserlachen und kleine Äste auf der Fahrbahn verlangen von den Fahrerinnen und Fahrer höchste Konzentration. Die Scheibenwischer laufen auf der schnellsten Stufe. Unsere Ferrari bewähren sich für einmal als wahre Schwimmwagen – Aquaplaning eingeschlossen.
Gelbe Warnlichter blinken. Der Verkehr auf der zweispurigen Strasse wird urplötzlich angehalten. Zwei übergrosse Segmente einer Windturbine samt Tiefbettanhänger und Zugmaschine ruckeln daher. Ferrari durch Windkraft ausgebremst? Gewiss, aber glücklicherweise bloss für die nächste Viertelstunde. Dann biegt der Konvoi in eine Seitenstrasse. Wir geben unseren „Rössli“ wieder die Sporen.

Weiter geht’s bis an die finnische Staatsgrenze. Verlassen und etwas heruntergekommen liegt die ehemalige Zollstation an einer Brücke über den Fluss. Es hat aufgehört zu regnen! Rasch eine Foto schiessen… denn die Mücken schwirren zu Tausenden und stechen hungrig zu. Uns fehlen die Moskitonetze.

Rentiere voraus! Die von Marcel organisierten Walkie-Talkies sind einmal mehr eine Wohltat. Völlig unbeeindruckt von unseren Schönheiten aus Maranello trappelt eine ganze Herde daher. Es fehlt bloss noch der Knecht Ruprecht samt Weihnachtsmann. Übrigens: Rentiere sind die einzigen Hirsche, bei denen auch die Weibchen ein Geweih tragen. Modern, nicht?

Nach dem gemütlichen Nachtessen vertreten wir unsere etwas steifen Glieder bei einem Spaziergang. Danach sitzen die Unermüdlichen urgemütlich im heimeligen Lebkuchenhäuschen – in Rosso Barchetta mit weissen Fensterleibungen – bei einem Glas Bier oder Prosecco. Wilde Räubergeschichten von früher werden zum Besten gegeben. Absolut unvergessliche Momente, welche so kostbar sind. Die freundschaftliche Atmosphäre lässt alle die Zeit etwas vergessen. Und die heutigen Strapazen.

Morgen treffen wir in Hammerfest ein. Ein erster Überraschungs-Abend steht an. Verraten wird heute noch nichts!